Philipp Neumann hat im Rahmen des Projektes eine musikalische Improvisation zum Thema Glauben – als ersten Begriff aus GlaubeKunstLeben – mit einem No Input Mixing Board (kurz NIMB) erstellt. Hierbei hat er sich auf ätherische Klänge konzentrieret, versucht Platz für Imaginationen zu schaffen. Wie er selbst es treffend beschreibt „um diesem vielschichtigen und vielsagendem Begriff Raum zu geben“.

Komposition: Glaube – Ätherische Welten © Philipp Neumann – Kopfhörer empfohlen.

Neben der Komposition ist eine Visualisierung entstanden, die die Vielschichtigkeit des Stückes aufgreift und sichtbar werden lässt. Begriffe die mit dem Projektdreiklang für den Musiker einhergehen, wurden mittels einer Schreibmaschine auf einem Blatt verdichtet. Angelehnt an das Musikstück entsteht ein Rauschen der Vielfältigkeit und Fülle, welches verschieden besetzte Sichtweisen zum „Glauben“ im Wort einbindet.

Visualisierung zur Komposition. Schreibmaschine auf Papier (2021) © Philipp Neumann

Glaube –  Ätherische Welten
ein Text von Philipp Neumann

Glaube – ein schwer greifbarer Begriff, der vielfältig zu interpretieren ist. Religiös, weltlich und im Alltag. Dennoch begleitet der Glaube uns ständig. Wir glauben an uns und unsere Pläne. Manche glauben an Gott, manche an Allah, manche an Jahwe. Wir glauben dem Wetterbericht oder auch nicht. Einige glauben, die Erde wäre eine Scheibe. Manche glauben an Nichts – schwer vorstellbar.

Wir machen uns den Glauben oft von Nutzen, wenn wir ihn brauchen. Er stiftet Sinn und kann unser Leben ordnen und eine Stütze sein. Der Glaube bringt uns durch schwere Lebensphasen. Wir glauben daran, dass sich Alles zum Guten wendet, wenn wir nur diese Phase durchstehen. Wir glauben, dass das Alles einen Sinn ergibt.

Der Glaube schwebt als immaterieller Fakt um uns herum – im  Äther – und wir greifen nach ihm und machen ihn uns nützlich. Er hilft uns, gibt uns Kraft. Als gesamtgesellschaftliches Diskussionsobjekt wird dem Glauben viel zugemutet. Religionsgemeinschaften werden ihre Berechtigung abgesprochen. Konkurrenzen werden aufgebaut. Ein gemeinsamer Glaube schafft Gemeinschaft. Unterschiedlicher Glaube tiefe Gräben, die kaum noch zu überwinden sind. Der Glaube an Verschwörung rungen bedroht unsere demokratische Grundordnung.

Lärm entsteht, der Glaube wird verschmutzt, ein Rauschen umgibt den Begriff. Ist Glaube positiv oder negativ? Das ist nur situativ und persönlich zu beantworten. In meiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Glauben bin ich weit davon entfernt ihn final deuten zu können. Und ich denke, dass es immer so bleiben wird. Mit den Unsicherheiten, die diese Welten beherbergen, versuche ich zurecht zu kommen.

Der Glaube führt ein Eigenleben. Das Stück Glaube –  Ätherische Welten drückt dieses Eigenleben und die enorme Bandbreite des Begriffes aus. Harmonische und unharmonische Klänge lassen sich kaum differenzieren. Wiederholungen gibt es nicht, es fließt dahin. Jede neue Erkenntnis über den eigenen Glauben verändert ihn gleichzeitig und lässt ihn nicht reproduzieren. Er ist lebendig und wandelt sich.

Die Klänge des Stückes sind schwer zu greifen – sie schweben im Äther. Was sind Sie und was ist ihre Quelle? Der/die Zuhörer*in kann sich an einzelne Frequenzen klammern, darauf fokussieren. Klarheit entsteht und vergeht. Das Rauschen und der Lärm werden durchblickbar. Ordnungen entstehen und vergehen. Man versucht zu Begreifen.

Die enorme Energie der Klänge können einen tragen oder erschlagen. Es kommt auf die Haltung an. Die Haltung zur Musik, zum Leben oder auch zum Glauben. Die Haltung entscheidet über die Wahrnehmung und die Interpretation der Musik – und des Glaubens.


Philipp Neumann strebt als nächsten Schritt der Realisation im Rahmen von GlaubeKunstLeben einen Auftritt mit dem NIMB zu dem Projektdreiklang in einem Glaubensraum an. Interessierte Institutionen können sich gern direkt an mail@glaubekunstleben.de wenden.

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