„Orte der Erinnerung“ 19.01.-02.02.2020, Stephanuskirche – Evangelische Kirchengemeinde Essen-Überruhr

Foto © Stefan Dolge

In Zusammenarbeit mit dem Essener Autor und Fotografen Olaf Eybe entstand in der Stephanuskirche, Essen-Überruhr, eine außergewöhnliche Foto – Ausstellung anlässlich des Holocaust Gedenktages am 27.01.2020. 75 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, beschloss Eybe, der sich schon lange mit dem Thema der Erinnerungskultur beschäftigt und mehrfach, jedoch ohne Kamera Konzentrationslager besucht hat, sich im Januar 2020 dem Konzentrationslager Auschwitz und der Schlucht von Babyn Jar bei Kiew mit einem fotografischen Konzept zu nähern: er fotografierte bekannte Motive aus nächster, „schmerzhafter“ Nähe, rückte sie so, wie man sie sonst nicht wahrnimmt, neu in den Fokus, um wie er es selbst formuliert „den Dingen auf den Grund zu gehen“.

Foto © Olaf Eybe – Denkmal für die Kinder I Babyn Jar (Detailansicht)

Dabei entwickelte er mit Pfarrer Markus Pein eine Präsentationsform, die es den Betrachter*innen ermöglichte, die Bilder anders als gewöhnlich zu erfahren. Außer der klassischen Hängung der gerahmten Fotografien im Innenraum, wurden Motive im Großformat auf wetterbeständigen Planen im Außenraum um das Gemeindezentrum so angebracht, dass sie mit dem jeweiligen Ort in einen Dialog treten konnten. Eine Kellertür wurde zu Zellentür, eine Wand im übertragenen Sinn zur Erschießungswand, ein Denkmal für die ermordeten Kinder erinnert in einem Spielbereich des Außengeländes an die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Damit wurden die „Orte der Erinnerung“ für die Betrachter*innen begehbar und es eröffneten sich durch die Unmittelbarkeit der bildlichen Konfrontation andere, direkte Denk- und Reflexionsräume in der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.  

Foto © Olaf Eybe – Endstation Auschwitz/Birkenau

„Wenn man normalerweise von „Orten der Erinnerung“ spricht, dann sind das meist prägende Orte, mit denen man schöne Erlebnisse verbindet. Es sind Orte, an die man sich erinnern will, vielleicht sehnsüchtig zurückdenkt. In diesem Fall ist es anders. Die Ausstellung präsentiert Orte, an denen Unmenschliches getan und Schreckliches erlitten wurde. Orte, die einen sprachlos vor Abscheu und Entsetzen machen. Auschwitz ist für mich ein Ort zum Innehalten, ein Ort, um sich zu entscheiden, wo man steht.“

Vier eindrückliche Fotografien und Beschreibungen von Olaf Eybe selbst sind auf der Website von himmelrauschen.de dokumentiert.

Die Ausstellung war eingebettet in ein Rahmenprogramm mit musikalischen Beiträgen, Lesungen und der Möglichkeit zum intensiven Austausch. 

Ergänzung aus der Redaktion April 2021: Olaf Eybe ist überraschend im April 2021 verstorben. Wir bedauern diesen Verlust, eines sehr engagierten Menschen und Kunstschaffenden aus Essen sehr. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und seinen Freunden. Einen offiziellen Nachruf zum Leben und Wirken von Olaf Eybe finden sie auf dieser Seite vom Kunsthaus Essen.


Olaf Eybe zeigte 9.10.2020 seine Arbeiten in der
St. Laurentius Kirche, Paßstraße/Laurentiusweg, Essen-Steele 
Weitere Informationen können sie dem unten verfügbaren Flyer entnehmen.