Das Kreuz ist ein zentrales christliches Symbol, es schmückt nicht nur den sakralen Raum, es steht auf Berggipfeln und wird als Schmuck getragen. Symbol des Glaubens, der Toleranz und Nächstenliebe versinnbildlicht es gleichzeitig Scheitern, Verlassenheit und Tod. Diesen existenziellen, provokativen Spannungsbogen thematisierte das Ausstellungsprojekt von Ludger Hinse.

Initiiert von  der evangelischen Kirche Essen im Rahmen des europäischen Kulturstadtjahres RUHR.2010 vernetzte das Kunstprojekt (21.Februar bis 5.April 2010), sechs Essener Kirchen miteinander: Friedenskirche (Essen-Steele), Apostelkirche (Essen-Frohnhausen), Evangelische Kirche (Essen Katernberg), Evangelische Kirche am Heyerbusch (Essen-Bredeney), Alte Kirche (Essen Kray), Evangelische Kirche (essen Rellinghausen). 

© Ludger Hinse: SANCTUS/ KG Frohnhausen

Der Ruhrgebietskünstler Ludger Hinse entwickelte ein Projekt mit dem Fokus, Menschen in Bewegung zu bringen und Kirchen zu öffnen für Fragen und Diskussionen nach dem Sinn menschlicher Existenz. Seit 1997 ist das Kreuz als zentrales Symbol christlichen Glaubens Ausgangspunkt seiner Bildsprache.

Mütter in Chile, die hinter dem „Kraftwerk“ eines Kreuzes geschützt auf die Straße gingen, um gegen das diktatorische Pinochet-Regime zu demonstrieren, nennt er den entscheidenden Impuls, sich dem Thema Kreuz zu stellen. „Das Kreuz löst viele Emotionen aus. Damit habe ich Menschen bewegt, sie in ihrer Seele und ihrem Herzen berührt. Es geht darum, Grenzen aufzuheben, Räume für Anteilnahme und Begegnung zu schaffen, Enge und Verkrustungen aufzubrechen und zu weiten“, beschreibt Hinse seine Intention.

Die Kirchen suchte sich der Künstler selbst aus, um ortsspezifische Installationen zu schaffen, die die Räume neu interpretierten. Ob in Metall gefasst, auf Holz und Glas gemalt, mit Fotos collagiert, mit der Nadel ins Metall geritzt, das Kreuz steht in Hinses Werk für Leid, Trauer, Schmerz, Solidarität aber auch für Hoffnung, Leben, Widerstand, Licht und Transzendenz. Figurativ oder abstrakt, verkörpern sie Würde und Demut, Trost und Aufbegehren, sind Provokation und Mittler zwischen Welt und Religion, Form und Gefühl. 

Zum Weiterlesen: im PDF-Flyer sind alle künstlerischen Projekte 2010 ausführlich beschrieben.